Der Hund des Bischofs

Wir sitzen in der Marina und klatschen – Ella, Sue, Cathy und ich. Eigentlich wollten wir zu Sally´s Diner, aber der Diner hat von eins bis fünf geschlossen. Weil Sally kein Personal hat.

Also sind wir in der Marina.

Alle wissen: Wenn der Hund des Bischofs irgendwo Essen vermutet, dann steckt er sofort seine Nase rein. So wie in Cathys Frühstücksgeschirr gestern, allerdings waren da keine Reste. Cathy war im Laden, in dem die Kunsthandwerker des Dorfes im Sommer ihre Sachen verkaufen. Taschen aus bunten Stoffen, Ketten mit Anhängern aus grünem Meerglas und silbernen Seesternen, Fotos von Bergen und Bären.

Fotografiertes, Genähtes, Gestricktes und Gehäkeltes.

Der Hund hat eins von den gehäkelten Tieren genommen und durchgekaut. Cathy hat die Spucke abgewischt und das Tier wieder auf das Regal gesetzt.

Ich sage: Und wenn jetzt ein Baby das Spielzeug bekommt?

Ja, ist ein bisschen eklig, finden wir jetzt alle.

Cathy meint, vielleicht sollte sie das Tier doch waschen.

Wir alle erzählen, dass mittlerweile bekannt ist, dass die Babys heutzutage viel zu steril aufgezogen werden, und dass die ganzen Allergien daher kommen.

Gegen den Hund des Bischofs kann man nichts machen, schließlich hat die Kunsthandwerker-Coop ihren Laden umsonst in der Kirche.

Cathy sagt, der Bischof behandelt seinen Hund wie seine Kirchgänger: Er hat Verständnis für alles und jeder darf sein, wie er ist und will. Ohne Repressionen.

Vor ein paar Tagen hat ein Paar auf Facebook gefragt, ob jemand Windeln hat. Bis zur nächsten Stadt sind es 155 km, und hier im Dorf kann man keine kaufen. Schon, weil es im Moment im Dorf gar keine kleinen Kinder gibt, die Windeln bräuchten.

Jeder sagt, man kann vom Supermarkt nicht verlangen, dass sie Windeln vorrätig haben, unter diesen Umständen. Windeln brauchen viel Lagerplatz, man braucht die verschiedenen Größen. Und dann beschweren sich die Leute womöglich noch, dass sie so viel teurer sind als in der Stadt.

Sue sagt: Wenn sie Windeln in ihrer Baustoffhandlung hätte, dann würde sie nur die größte Größe führen, und dann kann man die Windel falten und mit Panzerband passend kleben.

Die Vorstellung, dass ein Baby in so eine durch Panzerband gehaltene Windel gewickelt wird und am Häkeltier lutscht, dass schon im Maul des Bischof-Hundes gewesen ist, gefällt mir irgendwie. Schließlich wissen wir doch alle: Heutzutage werden die Babys viel zu steril gehalten.

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