Ein Tag mit Baumpflanzern auf Vancouver Island

Aeit zwölf Jahren verbringt Annegret Heinold ihre Winter im Westen Kanadas auf Vancouver Island. Seither ist sie von der kanadischen Landschaft und Lebensart fasziniert, sowie von den Baumpflanzern, deren raubeiniger Ruf sich erst in den letzten Jahren etwas besserte. Als es einen freien Platz im Boot gibt, das die Arbeiter zu ihrem Einsatzort bringt, erhält die Autorin für einen Tag Einblick in den anstrengenden Alltag eines Baumpflanzertrupps.

Wenn die Einwohner von Tahsis von «the real world» reden, dann meinen sie die Welt ausserhalb ihres Dorfes. Denn Tahsis ist ein ganz besonderer Ort, vor allen Dingen im Winter, wenn die Sommertouristen weg sind, und nur noch die gut dreihundert Einwohner plus ein paar Holzfäller und Baumpflanzer zurückbleiben. Wegen dieser besonderen Atmosphäre verbringe ich seit zwölf Jahren meine Winter in diesem kleinen Ort an der Westküste von Vancouver Island. Hier schreibe ich, hier ist mein Rückzugsort, mein «writing retreat».

Tahsis ist ein kleiner Klecks Zivilisation inmitten einer weiten Wildnis. Er hat die traumhaft schöne Landschaft der Westküste Vancouver Islands: das Tahsis Inlet, den Blick auf Rugged Mountain, und einen subtropischen Regenwald, in dem meterlange hellgrüne Flechten von den Ästen der Bäume hängen.

Von «the real world» trennt uns eine 65 Kilometer lange Schotterstrasse über einen Pass. Die Schotterstrasse hat ziemlich viele Kurven und der Pass ist im Winter oft schneebedeckt und unpassierbar. Die nächste richtige Stadt, in der man sich versorgen kann, ist Campbell River. Hin und zurück sind es gut 310 Kilometer, ein Tagestrip.

Tahsis war früher das Winterlager der Indianer, oder wie man sie heute nennt: First Nations. Hier fanden die Stämme, die in der Küstenregion lebten, im Winter Schutz. Jetzt ist es mein Winterlager. Ich sitze oft an meinem Schreibtisch, sehe auf den Tahsis River direkt vor meinem Haus und denke: hier haben die Frauen am Fluss gewaschen, teils nur in Bastumhänge gekleidet. Und dann bin ich jedes Mal froh über mein warmes Haus.

Die Baumpflanzer. Es ist Abend, es klopft. Chris, der direkt von der Arbeit kommt, steht vor der Tür. «Es ist alles geregelt», sagt er. «Du kannst morgen mit uns rausfahren, es gibt noch einen freien Platz auf dem Boot.»

Chris ist ein Freund, der als Baumpflanzer arbeitet. Ich habe ihm erzählt, dass ich über die Baumpflanzer schreiben will, und er hat mir die «Mitfahrgelegenheit» vermittelt.

Bäume pflanzen und Baumpflanzer faszinieren mich. Die Welt der Baumpflanzer ist legendär: raue Gesellen, eine verschworene Gemeinschaft, ein entbehrungsreiches Leben in der Wildnis, ein knochenharter und gefährlicher Job. Baumpflanzer leben oft in Camps weitab der Zivilisation und sehen dementsprechend aus. Sie sind den ganzen Tag draussen im Gelände, und das oft alleine, da jeder seinen eigenen «Block» für sich bepflanzt. Die Arbeit ist körperlich anstrengend, die Klamotten werden dreckig. Alles ist da draussen am Ende des Tages dreckig, die Erde überall. Auf den Kleidern, im Rucksack, im Kaffeebecher.

Eating dirt, heisst dementsprechend auch das Buch, dass die Ex-Baumpflanzerin Charlotte Gill über das Leben der Baumpflanzer geschrieben hat, und das mehrere Preise in British Columbia gewonnen hat.

Nach Mooyah Bay. Ich bin morgens um sieben an der Marina. Ich kenne die meisten, die heute mitfahren. Man sieht sich im Dorf, man weiss voneinander. Es sind Lawrence, der Besitzer von Nootka Reforestation, der Firma, die die Wiederaufforstung betreibt, sowie neun weitere Männer und eine Frau, Jody. 20 bis 25 Prozent der Baumpflanzer an der Küste sind Frauen. Im Interior – im Inneren British Columbias und Albertas – sind es sogar 30 bis 40 Prozent.

«Beim Bäume pflanzen geht es nicht um Kraft, sondern um Willen», sagt Jody, die seit vierzehn Jahren Bäume pflanzt. «Deswegen sind Frauen genauso gute Tree Planter wie Männer. Und es ist der einzige Männerjob, in dem Frauen gleichwertig behandelt werden.»

Glücklicherweise bekomme ich einen von den acht Plätzen in der Kajüte. Wer keinen Platz hier drin findet, steht draussen in der Kälte. Wir sind alle dick in mehrere Schichten eingepackt. Es ist bitterkalt, es sind um die null Grad und im Fjord weht ein kalter Wind. Alle sind noch verschlafen, ein paar trinken Kaffee, ein paar essen ein Sandwich, keiner redet. Ich sehe nach draussen auf die Fjordlandschaft, wo es langsam hell wird.

Die Fahrt mit dem Boot dauert 45 Minuten, dann erreichen wir Mooyah Bay auf der Hesquiat Peninsula. Hier steht ein grosser Kühllaster mit Setzlingen und zwei Pickups, mit denen wir und die Setzlinge im Gelände verteilt werden. Der Kühllaster wurde zu Beginn des Einsatzes in die abgelegene Bucht eingeschifft und bleibt dort stehen, bis der Auftrag beendet ist.

Draussen. Jeder Tree Planter bekommt ein Areal zugeteilt, den sogenannten Block, den er bepflanzt. Tree Planter arbeiten im Akkord, sie werden für die Anzahl Bäume bezahlt, die sie pflanzen. Kann nicht gearbeitet werden, weil das Wetter nicht mitspielt, weil es so heftig schneit oder regnet, sodass das Gelände unzugänglich ist, verdienen sie nichts. Die Preise für die zu pflanzenden Bäume richten sich nach nach dem Gelände. Im Interior gibt es 12 cent pro Setzling, hier an der Küste sind es 22 cent, manchmal sogar mehr. Der hohe Verdienst der Tree Planter trägt zu den Legenden über sie bei. Es gibt die sogenannten Highballer, die extrem viele Bäume pflanzen und so mehrere hundert Dollar an einem Tag verdienen. Auch an diesem Tag wird einer der Baumpflanzer, Siegfried, es auf über 400 Dollar bringen. Daher ist Bäume pflanzen eine beliebter Job für Studenten, die sich damit ihr Studium finanzieren.

Viele der Studenten aber hassen diesen Job und machen ihn nur des Geldes wegen. Doch es gibt auch andere, die den Job lieben und für immer Baumpflanzer bleiben. Auch Siegfried liebt seinen Job. Und gerade das, was für viele negativ ist, dass Alleinesein draussen in der Wildnis, das Leben im Camp, und die Gefahr, vielleicht einem Bären oder einem Bergpuma zu begegnen, ist für ihn ein Vorteil.

«Denn darum geht es doch», sagt Siegfried. «7 Milliarden Menschen werden nie Bergpumas in freier Natur sehen. Wir sehen sie!»

«Willst du sehen, wie ein Baum gepflanzt wird», fragt mich Chris.

«Ja», sage ich. Und da ist es auch schon vorbei. Er hat den Baum so schnell gepflanzt, dass ich es nicht mal mitbekommen habe. Für mich also bitte noch mal in Zeitlupe, damit ich sehen kann, wie es funktioniert.

Chris geht ein paar Schritte und sucht nach dem geeigneten Platz für den Setzling. Er findet eine Stelle, greift mit der einen Hand in eine der Tragetaschen und nimmt einen Setzling, macht gleichzeitig mit der Schaufel in der anderen Hand ein Loch im Boden, bückt sich, setzt den Babybaum ein, und drückt die Erde wieder an. Das ist der Ablauf: ein paar Schritte gehen, bücken, Baum pflanzen, Erde andrücken, aufrichten – und das alle zwanzig bis dreissig Sekunden! Ein paar hundert oder sogar über tausend Mal am Tag. Dazu die blitzschnelle Entscheidung, welcher der Setzlinge für diesen Boden geeignet ist. Heute gibt es nur drei verschiedene Setzlinge, Tannen und grosse und kleine Zedern, aber bei manchen Aufträgen können es bis zu fünf verschiedene Sorten sein. Alles muss im richtigen Mischverhältnis, sinnvoll verteilt, an geeigneter Stelle und im richtigen Abstand gepflanzt werden. 900 Bäume pro Hektar müssen bei diesem Auftrag gepflanzt werden. Trotz aller Schnelligkeit darf nicht geschlampt werden. Am letzten Tag wird es eine Abnahme der Auftragsfirma geben.

Die Aufträge für das Aufforsten werden von der Holzindustrie vergeben, an Firmen, die sich auf die Wiederaufforstung spezialisiert haben, so wie z.B. die Nootka Reforestation. Die Holzfirmen, sind verpflichtet, für eine Aufforstung zu sorgen.

Auch die Sicherheit wird gross geschrieben. Jeder Baumpflanzer hat seine eigene Ausrüstung, die er mitbringt und für die er sorgen muss: die Tragetaschen für die Setzlinge und die Pflanz-Schaufel mit dem kleinen Kopf zum Einpflanzen der Bäume. Sowie Nagelstiefel, Arbeitshelm und Schutzweste, die er immer tragen muss. Die Arbeit im Gelände ist extrem gefährlich, weil der Boden so trügerisch ist. Auch ich muss den ganzen Tag die Nagelstiefel und die Sicherheitsweste tragen und den Helm aufsetzen, sobald ich einen Schritt vom Weg in das Gelände setze.

Tausendjährige Wurzel. Also ziehe ich zum ersten Mal in meinem Leben Nagelstiefel an. Chris hat sie netterweise organisiert. Oha – ich habe nicht damit gerechnet, dass die Stiefel so kalt sind. Eiskalt. Gut, dass ich meine dicken Thermo-Socken mithabe. Ich ziehe die Stiefel wieder aus, die Thermosocken an, die Nagelstiefel drüber. So geht es. Ich stehe auf – und fühle mich, als ob ich auf rohen Eiern gehe. Ich gehe auf dem Weg auf und ab, sehr langsam, um mich an das ungewohnte Gefühl zu gewöhnen. Mit der Zeit werden die Stiefel wärmer und das Gehen fällt leichter. Jetzt möchte ich gerne in einen Block gehen, ich versuche einen Zugang zu finden. Aber es ist gar nicht so einfach.

Chris kommt und füllt seine Taschen am Cache. Er zeigt auf eine grossen Baumstrunk, das ist die Wurzel eines tausendjährigen Baumes. Die würde ich natürlich sehr gerne anfassen. Das muss doch ein tolles Gefühl sein, selbst wenn es nur noch der Strunk mit der Wurzel ist.

Chris geht wieder in seinen Block. Es sieht einfach aus, er geht einfach von dem Weg aus in das Gelände. Also setze ich meinen Helm auf und gehe auch ins Gelände, aber mir wird schnell klar, dass es in der Tat noch unzugänglicher ist, als es von aussen aussieht. Ich mache ein paar weitere Schritte. Und denke plötzlich: hoffentlich komme ich hier überhaupt wieder raus.

Bisher habe ich den Tree Plantern zugesehen, wie sie im Gelände gepflanzt haben, aber erst jetzt, wo ich selber im Block stehe, wird mir klar, wie mühsam es ist, hier zu gehen. Geschweige denn, ein Stückchen freie Erde zum Einpflanzen eines Setzlings zu finden. Ich kann ehrlich gesagt überhaupt keine freie Erde sehen. Wo soll man denn hier einen Baum pflanzen?

Ich stehe im Gelände und zögere, dann beschliesse ich umzudrehen. Die tausendjährige Wurzel ist vielleicht nur fünfzig Meter entfernt, aber für mich in dem Moment unerreichbar. Ich gehe zurück, oder sollte ich lieber sagen: ich krabble, ich hangele mich zurück. Vorsichtig setzte ich Fuss um Fuss auf den Boden. Ich suche mir einen Stock als Stütze, halte mich fest, wo ich kann. Jetzt bin ich dankbar für die Nagelschuhe, ohne die Spikes wäre das Laufen hier unmöglich.

Als Chris das nächste Mal zum Cache kommt, leiht er mir seine Ersatz-Tree-Planter-Schaufel. Er erklärt mir, dass man sie perfekt als Stütze benutzen kann und er zeigt mir auch, wie ich die Nagelschuhe mit voller Kraft in das Holz der im Block herum liegenden Baumstämme rammen muss um Halt zu haben. Und von Siegfried weiss ich mittlerweile, dass man im Gelände immer drei Kontaktpunkte mit dem Boden haben muss.

Also versuche ich es ein zweites Mal. Und in der Tat, jetzt ist es etwas einfacher. Ich erreiche die Wurzel – sie ist mächtig mit ihren zweieinhalb Metern Durchmesser. Ich fasse sie an und mache Fotos. Dann klettere ich wieder zurück. Im Zickzack, weil es von weitem immer so aussieht, als wäre es ein Stückchen weiter rechts oder links einfacher durchzukommen. Was natürlich nicht stimmt. Ich bin ziemlich froh, als ich endlich wieder auf dem Weg bin.

Der zweite Ausflug in den Block war einfacher als der erste. Trotzdem – es ist ein sehr unwegsames Gelände, und dass, obwohl dieses Gelände doch angeblich «cream» ist – der Ausdruck für gutes, leicht zu bepflanzendes Gelände.

Ich frage die anderen, was denn noch so viel schlechter sein kann als das hier, und erfahre, da gibt es viele Möglichkeiten. Das Gelände kann sehr steil sein, der Boden gefroren, und es kann noch mehr altes Holz rumliegen. Es gibt sogar Gelände, das man nur mit dem Helikopter erreichen kann. Die Tree Planter werden nach oben geflogen und kämpfen sich dann, während sie die Bäume pflanzen, nach unten durch.

Sonnenbrand im Januar. Ich habe mit allem Möglichen gerechnet und bin wirklich relativ gut ausgerüstet gekommen. Dachte ich. Angezogen wie eine Zwiebel in mehreren Schichten gehüllt: Thermohose, Hose, T-Shirt, Sweatshirt und eine Jacke, die für Minusgrade geeignet ist. Ich habe Mütze und Handschuhe dabei. Mein Wolltuch, das ich immer bei mir habe, und das sich auf Reisen schon oft als sehr nützlich erwiesen hat. Und einen Tagesrucksack, wo alles drin ist, was ich für einen Tag in der Wildnis brauche. Was man nicht dabei hat, das hat man nicht zu Verfügung. So einfach ist das.

Ich habe Sandwichs und Müsliriegel, Kaffee und Wasser. Den Fotoapparat, Notizbuch und Stifte. Trockene Wäsche und Ersatzsocken, für den Fall, dass es plötzlich anfängt zu regnen, denn hier an der Westküste kann das Wetter schnell umschlagen. Und vor allen Dingen habe ich Klopapier dabei. Das ist ein Fehler, der immer wieder passiert, hatte Chris mich gewarnt, und deswegen habe ich eigentlich alles dabei, was ich brauche. Bis auf – wie ich jetzt merke – zwei Sachen: Sonnenbrille und Sonnencreme. Es ist zwar Mitte Januar, und morgens herrschten null Grad und Frost, aber jetzt ist es richtig heiss. Es ist ein wolkenloser Tag, die Sonne steht hoch am Himmel und hat eine erstaunliche Kraft.

Alle Tree Planter haben nach und nach Teile ihrer Kleidung ausgezogen, Jody trägt nur noch ein ärmelloses Top. Die Arbeit ist anstrengend, die Tragetaschen sind schwer und unter dem Arbeitshelm schwitzt man enorm. Ich sitze auf einem Holzstamm, mache mir Notizen und hole mir in der Tat einen Sonnenbrand. Das ist das letzte, womit ich gerechnet habe.

Pausen am Cache. Ich sitze direkt am Cache, dem Ort, wo die Vorratskisten mit den Setzlingen gelagert werden. Die Setzlinge dürfen vor dem Einpflanzen weder Kälte noch Hitze abbekommen. Sie werden in Wachs beschichteten wasserfesten Kartons gelagert und die Kartons jedes Mal sofort wieder mit einer Spezialfolie abgedeckt, wenn einer der Baumpflanzer seine Tragetaschen gefüllt hat.

Manche haben zwei Tragetaschen, manche drei oder vier, das bedeutet zwischen 300 und 500 Setzlingen. Es hängt davon ab, wieviel Gewicht man tragen kann und will. Wenn man mit viel Gewicht läuft, muss man weniger oft zum Cache gehen und neue Setzlinge holen, das erspart einem den mühsamen Weg durch das Gelände, aber das Gewicht kann einen schneller ermüden und somit die Arbeit verlangsamen. Geht man mit wenig Gewicht, muss man öfter zum Cache um Setzlinge zu holen und verliert so Zeit. Jeder Tree Planter findet im Laufe der Zeit durch Erfahrung heraus, was für ihn die ideale Belastung ist.

Hier beim Tragen der Taschen gibt es doch einen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Die Tragetaschen haben Hüft- und Schultergurte. Männer haben normalerweise breitere Schultern und tragen das Gewicht daher eher auf den Schultern, Frauen dagegen tragen es eher auf der Hüfte.

Die Baumpflanzer machen keine wirklichen Pausen. Die meisten nutzen den Stop am Cache um schnell eine Zigarette zu rauchen, etwas zu trinken oder einen Müsliriegel zu essen. Siegfried trinkt eine Chili-Suppe direkt aus der Dose. «Das ist kein Essen, das ist Sprit», rechtfertigt er sich, als er meinen erstaunten Blick sieht. «Das Essen zum Geniessen ist das Abendessen nach getaner Arbeit. Das hier brauche ich um weiterzumachen.» Es ist Mittag, fünf Stunden Arbeit sind getan. Bis jetzt hat Siegfried 900 Bäume gepflanzt, bis zum Arbeitsschluss will er mindestens noch 300 weitere pflanzen.

Erschöpfung am Ende des Tages. Um halb sechs geht es mit dem Boot zurück nach Tahsis. Man sieht allen die Erschöpfung an. Es war ein anstrengender Tag. Ein Zettel geht rum, auf dem alle eintragen, was sie an diesem Tag gepflanzt haben, wieviele Zedern und wieviele Tannen es waren. Siegfried hat 1330 Bäume gepflanzt, und damit die meisten an diesem Tag. Insgesamt haben die elf Tree Planter an diesem Tag 14’000 Bäume gepflanzt. Dann geht eine Whyskyflasche rum und die ersten fangen an, sich zum Pokern für heute abend zu verabreden.

Vier Tage haben sie körperlich hart gearbeitet, bei Regen, Wind und Sonne, sind Kilometer gelaufen und haben schweres Gewicht durch unwegsames Gelände geschleppt. Haben sich hundertmal in der Stunde gebückt und einen Baum gepflanzt. Morgen ist ihr freier Tag. Das ist der Rhythmus hier an der Westküste: vier Tage arbeiten, einen Tag frei.

Bis vor einiger Zeit war der Ruf der Tree Planter in der Gesellschaft schlecht – der raue Umgangston, die wilde Kleidung, die langen Bärte, der Alkoholkonsum nach Ende eines Arbeitszyklus haben dazu beigetragen. Aber jetzt scheint sich die Einstellung gegenüber den Tree Plantern zu ändern. Es scheint, dass das Bewusstsein in der Gesellschaft dafür wächst, dass sie einen nützlichen Job machen, indem sie die Wälder wieder aufforsten.

Ein Ladenbesitzer in Tahsis meint dazu: «Die Baumpflanzer waren der Bodensatz der Gesellschaft, aber jetzt …» Auch meine Nachbarin findet lobende Worte. «Baumpfanzer sind so anders als Holzfäller. Es sind interessante Leute, sie sind an Politik interessiert, sie lesen.»

«Heute hättest du mitkommen sollen», sagt Chris, als ich ihn ein paar Tage später treffe. «Scott ist auf einen schlafenden Bären getreten. Zum Glück hat sich der Bär erschrocken und ist weggerannt.»

Schade, ein Bodycheck mit einem Braunbären ist natürlich etwas, das hätte ich gerne gesehen. Aber auch so war mein Tag da draussen in der Wildnis mit den Tree Planters unvergesslich.

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